Barbara Götz

 

Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderung

Tipps für Eltern

  • Angst ist ein schlechter Ratgeber

Deshalb wichtig: Kinder im Gespräch eher beruhigen. Wenn Sie mit Ihrem Kind über Angreifer reden, tun Sie dies in einer Art, die dem Kind keine Angst macht. Angst lähmt oder macht panisch, aber nicht handlungsbereit. Sexualmorde an Kinder kommen sehr selten vor. Sie sollten bei einem Gespräch über gefährliche oder problematische Situationen für Kinder nicht im Vordergrund stehen.

  • Gesundes Misstrauen fördern

Ihr Kind sollte wissen, dass es Erwachsene gibt, die nicht unbedingt wirklich gut sind. Und es sollte wissen, dass es anderen gegenüber misstrauisch sein kann, ohne dass Sie ihm dies zum Vorwurf machen werden. (Beispiel: "Sei doch nicht so abweisend, das ist doch der nette Nachbar" - vielleicht hat ihn Ihr Kind doch von einer anderen Seite erlebt.)

  • Handlungsmöglichkeiten in Vordergrund stellen

"Was kannst Du tun?", "Wie könntest Du reagieren?" Bei einem Gespräch sollten die Handlungsmöglichkeiten der Kinder im Vordergrund stehen. Fragen Sie: "Was könntest Du machen, wenn Dich jemand ansprechen würde und Du würdest das komisch finden?" oder "Was würde Dir einfallen, wenn Dich jemand bittet, ihm den Weg zu zeigen und dabei in sein Auto einzusteigen?" Lassen Sie sich nicht auf gruselige Schilderungen ein, auch nicht wenn Ihr Kind Fernsehsendungen als realistisch darstellt, sondern bremsen Sie diese Darstellungen. Meist schüren sie die Ängste. Sprechen Sie über die Möglichkeiten, die die Kinder selbst sehen und ergänzen Sie diese vorsichtig: "Schau, Du könntest auch in den Laden an der Ecke, in der Du doch die Verkäuferin kennst, gehen und fragen, ob Du mich anrufen kannst."

  • Darüber reden ist alles

Ihr Kind sollte wissen, dass es über Dinge, die es belastet, mit Ihnen oder einer andern Person, möglichst eine, der sie ebenfalls vertrauen, reden kann. Wenn Ihr Kind angesprochen oder gar belästigt werden sollte (was jetzt wirklich nicht so häufig ist), sollte es unbedingt Ihnen davon erzählen können. Betonen Sie dies im Alltag ihrem Kind gegenüber immer wieder, auch bei alltäglichen Dingen ("Ist doch gut, dass wir jetzt darüber geredet haben, nicht wahr"), sodass ihr Kind klar hat, dass es sich an Sie wenden kann .

  • Sicherheitsabstand beachten

Wenn Kinder angesprochen werden und antworten wollen, sollten sie dies im Sicherheitsabstand von einem bis zwei Metern tun. Sie sollten sich dem Betreffenden nicht nähern und sie sollten nicht zu lange mit ihm reden. Die Aussage "Das kann ich Ihnen nicht sagen, fragen Sie lieber einen Erwachsenen" sollte ausreichen. Wenn Sie mit Ihrem Kind unterwegs sind, können Sie den Sicherheitsabstand einführen und mit ihm ausprobieren.

  • Wegrennen

Kinder können wegrennen. Egal wie das für sie aussieht und egal was andere denken. Ein Täter wird in der Regel keinem Kind hinterherrennen, sondern sich anders orientieren. Besprechen Sie mit Ihrem Kind das Thema Flucht und gegebenenfalls auch das Thema Feigheit. In der Selbstverteidigung gibt es keine Feigheit. Wegrennen ist eine äußerst effiziente Art, eine Problemsituation ohne Verletzungen zu lösen. Übrigens: In dem Lied "Beat it" von Michael Jackson geht es genau darum!

  • Rettungsinseln und Hilfestationen 

Wenn sie sich geängstigt fühlen, können Kinder Läden aufsuchen, um dort Hilfe zu finden. In einigen Städten Baden-Württembergs werden Läden, die dies Hilfestellung dezidiert anbieten, mit eigenen Plakaten wie "Rettungsinseln" oder "Tiger Pit" gekennzeichnet.

  • Schreien, Schreien und nochmals Schreien

Wenn ein Kind sich angegriffen fühlt, sollte es laut schreien. Entweder abgrenzende Aussagen wie "Lassen Sie mich in Ruhe!" oder Aussagen, die die Situation verdeutlichen wie "Ich kenne Sie nicht, lassen Sie mich!" oder "Hilfe" bzw. "Helfen Sie mir!" Nur durch das Schreien werden andere Leute aufmerksam und können dem Kind zu Hilfe kommen.

 

 

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